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Im Elektroauto-Höllenfeuer - Mythen und Stammtischargumente zu Elektroautobränden


Wenn irgendwo auf diesem Planeten ein Elektroauto brennt, ist das mediale Interesse meist groß, ganz anders als bei einem inzwischen alltäglich gewordenen Brand eines Verbrennerautos. Schließlich handelt es sich um ein neues und seltenes Phänomen und nicht wenige Medien und Parteien nutzen eine solche Tragödie, um ihre alternativen Fakten und Ansichten gegen Elektroautos vorzubringen. Welche Mythen und Halbwahrheiten zu diesem Thema kursieren und wie der aktuelle Stand der Technik ist, habe ich versucht, auch anhand von Fällen aus den letzten Jahren, hier darzulegen. Was die Berufsfeuerwehr zum Thema sagt, kann man HIER nachlesen.

Brandenburg


Ende Juli 2020 verbrannte eine 19 Jährige Frau im Audi E-Tron ihres Vaters, nachdem der Wagen auf einer Landstraße bei Potsdam aus ungeklärter Ursache von der Straße abkam, sich überschlug und gegen einen Baum prallte. Helfer konnten die eingeklemmte junge Frau, die laut Zeitungsberichten wohl schon verstorben war, nicht aus dem brennenden Auto befreien. Ein Experten-Team des Herstellers untersucht nun, im engen Kontakt mit den Behörden die Unfall- und Brandursache. Denn ob der Brand des Elektroautos überhaupt vom Antriebsakku ausging oder erst später auf diesen übergriff ist noch offen. Es gab bereits im August 2019 einen Fall im Allgäu, bei dem ein Audi e-tron nach einem Unfall in Flammen aufgegangen war; der stark alkoholisierte Fahrer wurde dabei aber nur leicht verletzt. Ein Audi-Sprecher betonte, die Unfallermittlungen hätten ergeben, dass bei diesem Fall zudem nicht die Batterie die Ursache für den nach dem Unfall ausgebrochenen Brand gewesen sei. Aber zurück zum vorliegenden Fall.
Kristian Titsch, Chef der freiwilligen Feuerwehr in der zuständigen Gemeinde Groß Kreutz, der den Eisatz mit etwa 30 Kameraden von mehreren Feuerwehren aus der Umgebung koordinierte, klagte gegenüber der Presse (RBB): "Elektroautos sind relativ schwierig zu löschen, diese Erfahrungen haben wir nicht". Des weiteren prognostizierte der Gemeindefeuerwehrleiter drastische Ausgänge bei möglichen weiteren Unfällen mit E-Autos: "Da wird die Feuerwehr oft erst einmal nicht helfen können, weil wir nicht wissen, wie wir taktisch da vorgehen." und weiter sagte er: "Man müsse sich erst informieren, um was für Modelle es sich handelt, welche Kabel und Batterien verbaut sind. Die Politik müsse da reagieren.", "auch die Industrie müsse die Feuerwehren unterstützen", "und praktikable Hilfsmittel" geben, damit die Feuerwehr schnell wisse, wie sie helfen kann." "Da sitzen Leute in brennenden Wagen und wir können nicht helfen, weil wir nicht ausgebildet worden sind, weil keine Unterrichtsmaterialien und Konzepte da sind. Und ich möchte nachher nicht lesen: Die Feuerwehr stand nur rum und konnte nicht helfen, weil wir angeblich keine Ahnung hatten". "Außerdem könnten Kameraden zum Beispiel durch unter Hochspannung stehende Teile selbst gefährdet sein." HIER
Dieser zweifelsohne schreckliche Unfall zeigt, dass ein großes Problem bei der Brandbekämpfung von Bränden bei Elektroautos nicht allein die Technologie, sondern die fehlende Erfahrung der Feuerwehr ist, sagte ein DEKRA Forscher dazu. HIER


Frank Kliem, Vizepräsident des Brandenburger Feuerwehrverbandes betonte, Unfälle mit Elektrofahrzeuge seien für die Feuerwehrleute eine neue Herausforderung. Spezielle Schulungen zum Umgang bei Bränden mit den Fahrzeugen gebe es nicht. Über die jeweiligen Einsatzstellen der Feuerwehr würden die Kameraden aber mit Informationen versorgt. Michael Koch, stellvertretender Landesbranddirektor, sagte im Gegensatz dazu in einem Interview bei "Brandenburg aktuell", dass sich sich die Feuerwehren aktuell und künftig mit solchen technischen Neuerungen auseinandersetzen müssten. Die Landesschule für Brand- und Katastrophenschutz würde entsprechende Lehrgänge und Fortbildungen anbieten sowie Multiplikatoren ausbilden, die ihr Wissen an die Standorte weitergeben. An diesen teilweise widersprüchlichen Aussagen kann man sehen, wie wichtig es für Feuerwehren ist, sich mit dem neuen Thema auseinanderzusetzen.


Für Leute, die glauben, nur in Elektroautos würden Menschen verbrennen, HIER, HIER, HIER und HIER einige Links zu Verbrennerautounfällen.
Auf der Seite des Presseportals werden alle aktuellen Autobrände gelistet. HIER

Wie ist das Brandrisiko von Elektroautos einzuschätzen? Brennen diese Fahrzeuge häufiger als Verbrenner?


Batterie- und Unfallexperten halten moderne Stromer mit Lithium-Ionen-Akkus grundsätzlich für sicher. "Das Risiko eines E-Autobrandes im Crashfall ist unseren Einschätzungen zufolge vergleichbar oder eher geringer", sagt eine Sprecherin des ADAC gegenüber BR24. Und ein Technik-Experte des ADAC Berlin-Brandenburg, sagte dem RBB: "Ein Elektro-Fahrzeug ist per se nicht gefährlicher als ein klassisches Verbrennungsfahrzeug." Es brennt also weder häufiger noch heftiger als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Dies ist auch die Einschätzung des Feuerwehrverbandes. Und auch die AXA-Versicherung sieht beim Thema Feuergefahr kein größeres Risiko.
Elektroautos gibt es zwar noch nicht so lange, dennoch gibt es schon einige Statistiken aus verschiedenen Ländern, die einen Vergleich mit Verbrennerautos zulassen. Und diese zeigen, dass Elektrofahrzeuge tatsächlich bei weitem seltener als Benziner und Dieselfahrzeuge brennen. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass es bisher viel weniger Elektroautos gibt. Bedenken muss man aber auch, dass das Brandrisiko auch immer mit dem Alter von Autos korreliert und daher für die noch jungen Elektroautos wenige aussagekräftigen Daten vorliegen.

Laut dem Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) brennen statistisch gesehen allein in Deutschland jährlich ca. 15000 Autos mit herkömmlichen Antrieb, das wären 40 Autos am Tag. Wenn man die Schwelbrände (Teilbrände) hinzuzählt, sind es sogar 110 Autos oder 40.000 Brände im Jahr. Weitere Informationen dazu HIER


Eine kleine Rechnung dazu:
Bei 47 Mio Autos in Deutschland, die 43 km durchschnittlich am Tag fahren und das 365 Tage im Jahr brennen bei 15000 Bränden im Jahr alle 49.177.666 km ein Auto in Deutschland. Wenn man auch die Teilbrände rechnet, alle 18.441.625 Kilometer.


In Norwegen, dem Land mit der größten Erfahrung mit der Elektromobilität in Europa (dort sind die meisten Elektroautos im Verhältnis zur Bevölkerungszahl zugelassen) sieht die Statistik so aus:
Im Zeitraum 2016-2019 brannten 2651 Benziner oder Diesel, allerdings nur 60 Elektroautos und laut Aussage der Feuerwehr brannte auch in diesen Fällen nur selten der Autoakku. Jetzt meinen die Hobby-Mathematikexperten unter uns, es gäbe ja selbst in Norwegen viel weniger Elektroautos als Verbrenner. Wahre Mathegenies setzen diese Zahlen jedoch ins Verhältnis. In Norwegen gibt es 2,5 Millionen Autos mit Verbrennungsmotor und 251000 Elektroautos. Rechnet man nun das richtige Verhältnis, kommt man auf 600 brände bei Elektroautos, sollten eines Tages 2,5 Millionen Elektroautos in Norwegen fahren. Laut Norwegischem DSB brennen Verbrenner also 4-5x so häufig wie Elektroautos. Auch bei dem hier im Artikel erwähnten Parkhausbrand in Stavanger brannte keine einzige Traktionsbatterie eines Elektroautos. HIER


Die letzte Untersuchung des Versicherungsdienstleisters AutoInsuranceEZ hat anhand von Daten der US-Verkehrsbehörden National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) und National Transportation Safety Board (NTSB) analysiert, bei welcher Antriebstechnologie es häufiger zu Autobränden kommt. Berücksichtigt wurden Daten des Jahres 2021.

Laut den Ergebnissen brennen Elektroautos seltener als Autos mit Verbrennungsmotor oder mit Hybridantrieb. In den U.S.A. waren von 100.000 verkauften Hybridautos 3.475 in Brände verwickelt. Bei Autos mit Verbrennungsmotor kam es pro 100.000 verkauften Fahrzeugen zu 1.530 Bränden und bei Elektroautos zu 25 Bränden. HIER


Wie sieht es in den USA und bei Tesla aus?


In den 1980er Jahren brannten laut einer Statistik der National Fire Protection Association (NFPA) in den USA über 400.000 Personenwagen jährlich lichterloh. Seit ungefähr 2010 ist das deutlich besser geworden. Es werden jährlich nur mehr rund 180.000 Vehikel ein Raub der Flammen. Nahezu alle diese Brände waren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Das bedeutet, dass alle zwei bis drei Minuten ein Fahrzeug Feuer fängt oder umgerechnet 55 Brände pro eine Milliarde gefahrener Meilen passieren, schreibt Inquisitr. HIER
Dabei gelten 90 Fahrzeugbrände pro einer Milliarde gefahrener Kilometer als normal. Eine Statistik der amerikanischen Autobahnfeuerwehr zeigt hier sogar ein deutlich gemindertes Brandrisiko für die aktuell im Fokus stehende Marke Tesla. Rechnet man sechs abgebrannte Teslas auf ihre 3 Milliarden zurückgelegten Kilometer um, kommt man auf nur zwei Brände pro einer Milliarde Kilometer. Verbrenner brennen also 45x öfter als Tesla-Elektroautos. HIER
Eine andere Untersuchung von 2018 setzt die brennenden Stromer nicht ins Verhältnis zu den gefahrenen Kilometern, sondern zur Zahl der Autos insgesamt. Sie zählte 21 brennende Elektroautos; das waren 20 Mal weniger Brände als bei Benzin- und Dieselautos. HIER der Artikel zum nachlesen:
Tesla veröffentlichte zuletzt in seinem Sicherheitsbericht zu Bränden seiner Elektroautos eigene Zahlen: Von 2012 bis 2019 habe es rund einen brennenden Tesla je 175 Millionen gefahrene Meilen gegeben; im Zeitraum bis 2018 habe dieser Wert noch bei 170 Millionen Meilen gelegen. Hier hat sich Tesla sowohl absolut als auch relativ verbessert, denn als US-Vergleichswert nennt das Unternehmen jeweils einen Brand pro 19 Millionen Meilen. Demnach gerieten US-Autos (Verbrenner) im Durchschnitt zuletzt neunmal so häufig in Brand wie Tesla-Autos. HIER
Und inwischen sind 500.000 Tesla Fahrzeuge schon stolze 10 Milliarden Meilen gefahren. HIER


Update 2022:


Nun hat der Versicherungsdienstleister AutoinsuranceEZ Daten der beiden US-Verkehrsbehörden National Transportation Safety Board (NTSB) und National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) zum Thema Fahrzeugbrände ausgewertet. HIER Die Schlussfolgerung: Elektroautos brennen seltener als Autos mit Verbrennungsmotor und mit Hybridantrieb.


Pro 100.000 verkauften Fahrzeugen sind Hybridautos in 3.475 Brände verwickelt, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor brannten immerhin in 1.530 Fällen von 100.000 Verkäufen. Bei Elektroautos sind es 25 von 100.000 verkauften Fahrzeugen. Für die Studie wurden laut AutoinsuranceEZ die Zahlen für das Jahr 2021 ausgewertet.

Die Gesamtzahlen, die ebenfalls in der Studie veröffentlicht wurden, sind angesichts der ungleichen Verteilung der Antriebsarten eher Randnotizen. In den USA kam es zu 199.533 Bränden bei Verbrennern, bei Hybriden waren es 16.051. Dagegen ist die Zahl von 52 Elektroautobränden sehr gering, doch davon gibt es auch deutlich weniger. Zudem ist die Studie natürlich eine Momentaufnahme eines einzigen Jahres.

Die Analysten untersuchten zudem die Fahrzeugrückrufe des Jahres 2020. Sowohl die Rückrufe für Hybrid- als auch für Elektrofahrzeuge betrafen alle Probleme mit dem Akku, bei reinen Verbrennern gab es Problemen mit auslaufendem Kraftstoff, Kurzschlüssen in der Elektrik und Antiblockiersystemen (ABS).


Update 2023


In der vergangenen Woche geriet ein Autofrachter vor der niederländischen Küste in Brand, der auch Elektroautos (oder evtl. nur Hybride) transportierte. Die Ursache ist bisher nicht geklärt, in den sozialen Medien werden allerdings natürlich sofort Elektroautos als Ursache genannt. Interessanterweise berichtete das norwegische Branchenportal Motor.no schon im Jahr 2021, dass Elektroautos nicht so brandgefährlich sind, wie es in vor allem in den sozialen Medien häufig kolportiert wird: In den Jahren 2019, 2020 und 2021 gab es in Norwegen zum Zeitpunkt, als der Bericht entstand, insgesamt 2.334 Brände in Verbrennerfahrzeugen. Im gleichen Zeitraum gab es 59 Brände in Elektrofahrzeugen.

Elektroautos machten in diesen Jahren also nur zwei Prozent der Fahrzeugbrände in Norwegen aus – und das, obwohl nach Angaben des norwegischen Amtes für Statistik schon im Jahr 2020 neun Prozent aller Pkw, Transporter und Lkw im skandinavischen Land elektrisch unterwegs waren. HIER


Warum brennen Autos? Wie gefährlich sind die Brandgase? Und entsteht beim Brand von Elektroautos Flusssäure?


Die häufigste Ursache für Autobrände ist laut ADAC, dass Kraftstoff oder Öl austritt und auf heiße Autoteile gelangt, oder die Reibung von Fahrzeugteilen an brennbaren Materialien. Interessant dazu der Artikel: Warum brennen bloß so viele Autos? HIER
Diese Brandursachen sind beim Elektroauto praktisch ausgeschlossen.

Forscher der Schweizer Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) wollten wissen, wie gefährlich brennende Elektroautos in Tiefgaragen sind und haben aus diesem Grund Brandversuche mit Lithiumakkus durchgeführt. Bei der Auswertung zeigte sich, dass die entstehenden Brandgase genauso wie bei Verbrennern extren giftig und tödlich sein können. Die gemessene Konzentration an Flusssäure in der Luft lag allerdings unterhalb des kritischen Bereiches. HIER und HIER

Hartknäckig hält sich ja die Behauptung, beim Brand von Hochvoltbatterien würde hochgiftige Flusssäure entstehen. Hintergrund: Unter Laborbedingungen wurde bei einem Versuch einen Zustand erreicht, bei dem man vermutete es könne entstanden sein. Das Verfahren zum Nachweis ist allerdings kompliziert. Die DEKRA hat diese Gefahr mit Sachverständigen bei Bränden von Hochvoltbatterien vor Ort untersucht: Weder gab es Hinweise darauf, noch konnte Flusssäure in irgendeiner Art nachgewiesen werden.


Brandgefährlich - Das Kältemittel R1234yf


Eine weitere Brandursache, die auch der ADAC im Fokus hat, ist das Kältemittel R1234yf. Dieses wird seit einigen Jahren in Klimaanlagen von Verbrennerautos und Elektroautos verwendet und soll Auto-Klimaanlagen umweltfreundlicher machen. Doch es häufen sich Berichte über Brände und das Mittel kann bei Fahrzeugbränden offenbar Flusssäure freisetzen. Tests vom Umweltbundesamt (UBA), HIER Daimler HIER und der deutschen Umwelthilfe HIER ergaben, dass dieses Kältemittel sehr leicht brennbar ist (Entzündungstemperatur liegt bei ca. 405 Grad), bei einem Fahrzeugbrand hohe Konzentrationen von Fluorwasserstoffen entstehen können und es eine Gefahr für Insassen und Rettungskräfte darstellt. Flusssäure ist extrem ätzend, kann schwere Wunden verursachen und sogar zu Nierenversagen und Atemstillstand führen. Ausserdem würde das Mittel, was wie bei bisher allen Klimaanlagen nicht zu vermeiden sein wird, in die Atmosphäre verdampfen und sei ein sehr langlebiges Pflanzengift. Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) rechnen auf Basis der bisherigen Kältemittel-Verluste mit einer jährlichen Umweltbelastung von 19.000 Tonnen dieses Giftes in Europa. Schon heute seien Rückstände dieser Chemikalien im Oberflächenwasser nachweisbar.
In seiner Stellungnahme kritisiert der ADAC "Eine etwaige Erhöhung der Brandgefahr – besonders bei Unfällen – gegenüber dem bisherigen Kältemittel R134a kann aus Gründen der bestmöglichen Sicherheit nicht akzeptiert werden." und empfiehlt " Klimaanlagen mit dem natürlichen Gas/Kältemittel Kohlendioxid (R744) als besonders umweltfreundliche und sichere Alternative weiter zu entwickeln und so schnell wie möglich in den Markt zu bringen.". HIER 
Auch die Deutsche Umwelthilfe fordert, Klimaanlagen mit Kohlendioxid als Kältemittel zu betreiben. Eine Lösung, die auch von vielen Experten schon seit Jahren als Alternative zum herkömmlichen, klimaschädlichen FKW favorisiert wird. Forschungen an der Ruhr-Universität Bochum ergaben beispielweise schon vor zehn Jahren dieses Fazit: „Kohlendioxid ist weder giftig noch brennbar und bei kontrolliertem Einsatz auch umweltgerecht.".


Brennen alle Elektroautos nach Unfällen? Und brennen immer auch die Akkus der Elektroautos?


Focus online zitierte dazu einen Allianz-Experten. Laut diesem seien den bislang bekannten Elektroauto-Bränden fast immer schwere Unfälle vorausgegangen, bei denen auch ein Fahrzeug mit konventionellem Antrieb in Brand geraten wäre. Auch brennen nicht in allen Fällen die Akkus. Beim hier im Artikel erwähnten Parkhausbrand in Stavanger beispielsweise brannte keine einzige Traktionsbatterie eines Elektroautos. Dies liegt vermutlich daran, dass die Akkus sicher im Autoboden verkapselt sind und die meisten Modelle zudem über eine Flüssigkeitskühlung zwischen den Zellen verfügen. So kann auch eine über einen längeren Zeitraum einwirkende Hitze die Akkus nicht so leicht entflammen. Die ARD Quarks Redaktion hat kürzlich einen Versuch dazu durchgeführt. Man wollte herausfinden, wie schnell die Akkus eines Elektroautos zu brennen anfangen und hat deswegen einen Nissan Leaf frontal bei 70 km/h gegen eine Betonmauer gecrasht. Nachdem die Akkus bei diesem Versuch nicht anfingen zu brennen, wurde das Auto angezündet. Erst nachdem das Elektroauto schon einige Zeit vollständig brannte, fingen auch die Batteriezellen Feuer. Allerdings muss man bedenken, dass der von Quarks verwendete Nissan Leaf nicht über eine Akkukühlung verfügt, welche den Brand der Batterien sicher noch hinausgezögert hätte. HIER ein Video zu dem Versuch. 
Die DGUV, Fachbereich Feuerwehren schreibt dazu: "Nicht bei jedem Fahrzeugbrand kommt es zwingend zu einem Brand vorhandener Lithium-Ionen-Akkus. Brandversuche zeigen, dass Lithium-Ionen-Akkus erst über einen längeren Zeitraum von außen erhitzt oder stark mechanisch beschädigt werden müssen, um eine interne Reaktion zu starten." HIER 
Auch die deutsche Prüfgesellschaft DEKRA wollte herausfinden, wie es um die Sicherheit von Elektroautos bei Unfällen bestellt ist und prüfte deswegen zusammen mit der Universität Göttingen Elektroautos in verschiedenen Crashszenarien. Dazu wurden im Testcenter in Neumünster eine Renault Zoe und drei Nissan Leaf in verschiedenen Testläufen gegen einen Pfahl gecrasht (Beide Modelle erhielten im Euro NCAP-Sicherheits-Rating die maximalen Punktzahl). Die Geschwindigkeiten lagen dabei über den üblichen Standards: Der Renault kollidierte in drei Testläufen bei 60 km/h und die Nissan-Autos bei 60 und 75 km/h seitlich mit dem Hindernis. Ein vierter Durchgang testete einen Nissan im Frontal-Zusammenstoß bei 84 km/h. "Die Schadenbilder aus den Crashtests sind vergleichbar mit denen an konventionell angetriebenen Fahrzeugen", sagt DEKRA-Unfallforscher Markus Egelhaaf. Auch das Hochvoltsystem der Elektrofahrzeuge wurde jeweils beim Crash zuverlässig abgeschaltet, die Feuerwehrleute waren also nicht in Gefahr, durch tödliche Stromschläge umzukommen. Und trotz massiver Deformation der Antriebsbatterie kam es in keinem Fall zu einem Brand. Die DEKRA bestätigte durch diesen Test, dass Elektroautos mindestens das gleiche Sicherheitsniveau wie Verbrenner erreichen. HIER


Auch der ADAC führte Crashtests mit Verbrenner- und E-Modellen derselben Baureihe durch und kam zu dem Schluss: "Die Sicherheit des Hochvolt-Systems und der Fahrzeugbatterien war jederzeit gewährleistet". HIER 


Das Hochvoltsystem


Zum Hochvolt-System stecken ja viele Ängste in den deutschen Köpfen. Wenn man den Stammtischaussagen glaubt, würden bei dem Versuch die verunfallten Insassen zu retten alle Feuerwehrleute tot umfallen, wenn sie das Fahrzeug anfassten und nicht wissen, wo man welche Kabel abtrennen muss um das Fahrzeug spannungsfrei zu schalten usw. Tatsache ist, dass bei den bisherigen, auch sehr schweren Unfällen mit Elektroautos kein einziges Fahrzeug unter Spannung stand. Denn gerade bei Elektroautos müssen die elektrischen Komponenten "eigensicher" ausgelegt sein. Das bedeutet, dass der Stromfluss der Batterie unterbunden wird, wenn im System ein Defekt auftritt. Kommt es zu einem Unfall, wird die Batterie also sofort spannungsfrei geschaltet. Dieses System, welches in vielen Fahrzeugen an die Airbags gekoppelt ist, hat in allen Crashtests einwandfrei funktioniert.
"Eine elektrische Gefährdung der Einsatzkräfte durch die Hochvoltanlage von Hybrid- oder Elektrofahrzeugen ist konstruktionsbedingt unwahrscheinlich." schreibt der DGUV in seinem Merkblatt „Hinweise für die Brandbekämpfung von Lithium-Ionen-Akkus bei Fahrzeugbränden“ dazu. HIER 
Zudem wissen die Feuerwehren sehr wohl, an welchen Stellen man ansetzen muss, um die Batterie sicher abzuklemmen. Dazu hat jedes elektrische Auto eine sogenannte "Rettungskarte", die digital von der Feuerwehrzentrale abgerufen werden kann. Darauf hat der Hersteller alle elektrisch relevanten Komponenten und Hochvoltkabel vermerkt, die von der Feuerwehr bei einem Unfall abgetrennt werden müssen. Diese sind auch farblich so gekennzeichnet, dass sie nicht verwechselt werden können (Orange Kabel). HIER


Gibt es Spontanbrände?


Theoretisch stellt die im Akku gespeicherte Energie eine Brandgefahr dar, das ist beim Benzintank allerdings nicht anders. Ein Akku kann sich durch äußere Einflüsse – wie z.B, eine mechanische Verformung bei einem Unfall entzünden, oder durch Hitzeeinwirkung, oder auch durch Überladung und selbst von innen heraus, aus der Zelle. Diese "spontane Selbstentzündung", wo ein Akku nicht bei einem Unfall, sondern beim Laden oder gar nachts beim Parken scheinbar von selbst anfangen zu brennen, sind jedoch extrem selten und diese sind auch bei Benziner und Dieselautos zu finden. Und meist stellte sich nach einer scheinbar spontanen Akku-Selbstentzündung bei Untersuchungen heraus, dass der Akku zuvor schon mechanisch beschädigt wurde, die Besitzer dies jedoch gar nicht bemerkt hatten. Fast immer sind diese Beschädigungen allerdings auf Produktionsfehler der Hersteller zurückzuführen. Hyundai hatte mit einem solchen Fehler zu kämpfen, durch welchen 13 Autos brannten. Deswegen wurden vorsorglich 25000 Fahrzeuge zurückgerufen wurden. HIER

Auch General Motors hatte bei seinen zwischen 2017 und 2019 produzierten E-Autos mit defekten Akkus zu kämpfen, es brannten 5 Elektroautos aus, weswegen 65000 Fahrzeuge zurückgerufen wurden. Die Brandgefahr kann man in diesem Fall selbst beseitigen, indem man den Akku nicht über 90% auflädt. Ein Softwareupdate soll den Fehler beheben. General Motors rief deswegen 68000 Chevy Volt zurück. HIER


Auch bei Verbrennern gibt es diese technischen Defekte. Das zeigen auch die vielen Rückrufaktionen in den letzten Jahren


Ford
HIER


BMW
HIER und HIER
Mercedes
HIER


Opel
HIER


Audi
HIER


Land Rover
HIER


Hyundai

HIER



Ein gutes Beispiel für schwere technische Fehler sind die Streetscooter-Autos der Post. Einige dieser elektrischen Postautos fingen in den letzten Jahren scheinbar spontan an zu brennen. Insgesamt brannten ca. 10 Streetscooter Autos (von ca. 12000) aus. Einige Tausend Stück wurden deswegen überprüft, wobei festgestellt wurde, dass defekte Lötstellen am Akku für die Brände verantwortlich waren. Nachdem sich vor einiger Zeit herausgestellt hat, dass mehr Autos betroffen sind als ursprünglich angenommen, wurde eine große Rückrufaktion gestartet um weitere Brände auszuschliessen. Auch Hyundai musste 2020 wegen defekter Akkuzellen eine große Rückrufaktion für das beliebte Modell "Kona" starten. Ein paar Autos dieses Modells fingen spontan beim laden Feuer. Die elektrischen Modelle Chevrolet Volt sowie der baugleiche Opel Ampera E wurden wegen Feuergefahr nach Crashtests überarbeitet.
Moderne E-Autos verfügen allerdings über eine Reihe von Sicherheitssystemen und Schutzmechanismen, um alle genannten Ursachen so gut wie möglich auszuschliessen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Battery Management System (BMS). Dieses schützt den Akku vor Überladung und die einzelnen Zellen vor einer vorschnellen Alterung und steuert gezielt das Laden der einzelnen Zellen.
Dass dies wichtig ist, musste auch Tesla erfahren, nachdem mehrere Tesla Modelle plötzlich während des Ladevorganges Feuer fingen. HIER das Video eines brennenden Model S in Shanghai. 
Das Problem bei diesem Modell konnte allerdings durch ein einfaches Update des Batterie Management Systems (BMS) gelöst werden. HIER

Aber auch die Batterie-Technologie selbst hat noch Verbesserungspotenzial. Feststoffakkus mit festem statt flüssigem Elektrolyten oder verbesserte Zellchemien mit sichereren Elektrolyten dürften in Zukunft das Brandrisiko extrem minimieren. Wiesbaden beispielsweise wird schon 2020 seine ersten 41 Elektrobusse mit der neuen Feststoffakkutechnik erhalten. HIER
Manche Elektroautos brennen auch, weil sie in Brand gesetzt werden. In China wurde ein Fall bekannt, wo ein eifersüchtiger Mann ein Tesla Model X anzündete. Er wurde später durch die Aufnahmen von Überwachungskameras der Tat überführt. HIER 
In Düsseldorf gab es 2019 einen Brandanschlag auf einen Tesla. HIER 
Und in Berlin 2020 ebenfalls. HIER

Oder in Österreich HIER

Auch unsachgemäße Reparaturen sind ein Sicherheitsproblem. In der Nacht auf 18. August ist in einer von Tesla autorisierten, allerdings nicht offiziellen Tesla-Werkstatt im chinesischen Hangzhou ein Brand ausgebrochen. Ausgegangen ist das Feuer von einem Tesla Model S, an dem zuvor Reparaturarbeiten durchgeführt wurden. Tesla hat die Brandursache untersucht und herausgefunden, dass der Akku nicht fachgerecht behandelt wurde. Zusätzlich sei die Batterie beschädigt gewesen, was schließlich zum Brand geführt habe. Laut dem Elektroautohersteller erlitt der Akku zuvor einen schweren Wasserschaden. HIER und HIER

Eine weitere Brandursache sollte nicht unerwähnt bleiben. Die menschliche Dummheit. Hier beispielsweise brannte ein Tesla Model 3 aus, weil der Besitzer versucht hatte, mit einem Heizlüfter die Nässe im Kofferraum wegzutrocknen. Das Feuer griff allerdings nicht auf den Antriebsakku über. HIER
HIER informiert das Tesla-Magazin regelmäßig über Brände von Tesla-Fahrzeugen.


Schwere Brände, die fälschlicherweise Elektroautos in die Schuhe geschoben wurden: Stavanger


Am 7. Januar kam es im Norwegischen Stavanger zu einem der größten Brände in der neueren Geschichte des Landes. In einem Parkhaus in der Nähe des Flughafens fing ein Auto in einem Parkhaus in der Nähe des Flughafens Feuer. Da das Parkhaus über keine Sprinkleranlage verfügte, brannten 300 Fahrzeuge komplett aus und das Parkhaus erlitt schwere Schäden. Die Presse hatte noch bevor die Brandursache feststand einen Schuldigen gefunden und behauptete, bei einem ladenden Elektroauto sei der Akku explodiert und forderte ein Verbot von Elektroautos auf Fähren und in Parkhäusern. Auch in Berichten des norwegischen Fernsehens wurden Elektroautos daraufhin als "Brandbomben" bezeichnet. Am Ende stellte sich jedoch heraus, dass die Brandursache ein Opel Zafira Diesel Baujahr 2005 war, der laut Besitzer beim Startversuch im Parkhaus in Flammen aufging. Diese Modellreihe war schon an anderen Bränden ursächlich beteiligt, so z.B. im Irischen Cork, wo 2018 60 Autos in der Parkgarage eines Einkaufszentrums in Flammen aufgingen.
Insgesamt wurden 235000 Opel Zafira in Großbritannien wegen Brandgefahr zurückgerufen, da 300 Autos dieses Modells in den letzten Jahren brannten. In Norwegen gab es allerdings keine Rückrufaktion bei diesem Fahrzeug. HIER 


Flughafen Osnabrück


Am 14. Oktober gab es im Parkhaus am Flughafen Münster/Osnabrück einen verheerenden Brand. Dabei wurden über 70 Autos zum Teil komplett zerstört. Sogleich wurden in der Presse Gerüchte verbreitet: Angeblich soll ein Feuerwehrmann, der zufällig vor Ort war, genau gesehen haben, dass der Brand durch ein Elektroauto entstanden ist. Am Schluss stellte sich jedoch heraus: Ein Diesel hatte den Parkhausbrand verursacht HIER


Wie löscht die Feuerwehr Elektroautos?


Die DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V.) hat für den Fachbereich "Feuerwehren Hilfeleistungen Brandschutz" ein Merkblatt mit Hinweisen zur Brandbekämpfung von Lithium ­Ionen­ Akkus bei Fahrzeugbränden herausgegeben HIER 
Darin ist detailliert beschrieben, worauf die Feuerwehr bei Bränden von Elektrofahrzeugen besonders achten und wie sie vorgehen muss.
Im Grunde ist die Vorgehensweise beim Löschen eines Elektroautos die selbe wie beim Löschen eines Verbrennerfahrzeuges. Der Unterschied ist, dass man andere Dinge beachten und spezielle Löschtechniken anwenden muss und zudem mehr Löschmittel benötigt. Auch der Abtransport kann sich komplizierter gestalten.
Wenn ein Notruf eingeht, ergibt eine Abfrage des Fahrzeugkennzeichens über die zuständige Leitstelle eine eindeutige Antwort zur Antriebsart und der passenden Rettung. Wenn der Fahrer ansprechbar ist, kann auch dieser gefragt werden. Dann sollten die Rettungskräfte die nötige Schutzausrüstung und Atemmasken anlegen, das Fahrzeug gegen Wegrollen sichern und eventuell eingeklemmte Personen befreien. Dazu ist es wichtig das Fahrzeug spannungsfrei zu schalten, wofür die Orange markierten Hochvoltkabel im Motor durchtrennt werden müssen. Die Information, wo diese zu finden sind, ist in den jeweiligen Rettungskarten beschrieben, diese sind in den Feuerwehrdatenbanken zu finden und können von den Feuerwehrleuten vor Ort abgerufen werden.
Als nächstes kann das Löschen aus großer Entfernung starten. Dabei muss mit umherfliegenden Teilen gerechnet werden. Wichtig ist es dabei, bei Elektro- und Hybridautos die Sicherhheitsabstände für elektrische Anlagen eingehalten werden (1 m bei Sprühstrahl und 5 m bei Vollstrahl).


Sind Elektroautos "Unlöschbar"?


Laut Peter Bachmeier, leitendem Branddirektor bei der Feuerwehr München und Vorsitzendem des Fachausschusses „Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz“ der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren und des Deutschen Feuerwehrverbandes, stimmt das nicht. „Es ist sogar so, dass die herkömmlichen und somit bekannten Vorgehensweisen bei Brandeinsätzen grundsätzlich auch für Brände von Lithium-Ionen-Speichermedien geeignet sind.“ sagt Bachmeier. HIER
Gemeinsam mit anderen Feuerwehrexperten aus ganz Deutschland sowie Experten der Industrie hat er bereits 2014 die erste Fachempfehlung zu diesem Thema entwickelt und veröffentlicht. Das kürzlich aktualisierte Dokument (07/2020) stellt neben den Aspekten für den Vorbeugenden Brandschutz gleichzeitig auch die Taktikempfehlungen für Berufs- und Freiwillige Feuerwehren dar. HIER
Dort steht:"„Im Brandfall sind Elektrofahrzeuge mit Wasser zu löschen. Löschmittelzusätze können verwendet werden. (…) Um Rückzündungen zu vermeiden, ist der Batteriebereich ausreichend lange mit Wasser bis zur Übergabe an den Abschleppdienst zu kühlen.“
Das Büro für Brandschutz, Ingenieure und Sachverständige sagt ebenfalls: „Es besteht für die Feuerwehr in den Gefahrenmomenten kein Unterschied in der Brandbekämpfung zwischen einem thermischen oder einem Elektrofahrzeug.“. Der Deutsche Feuerwehrverband betonte wegen der aufgekommenen Unsicherheit beim Löschen einzelner brennender Elektroautos in einem Lehrvideo, dass der Brand der Autos selbst ganz normal mit Wasser bekämpft werden könne. Christian Emrich, Feuerwehrmann und Koordinator für Fachempfehlungen zum Thema Lithium-Ionen-Batterien, wird in dem Lehrvideo zitiert: "Die Feuerwehr sollte ganz normal vorgehen. Wir nutzen unser Hauptlöschmittel Wasser, um einen hohen und schnellen Kühleffekt innerhalb des Akkus zu erzeugen und die Prozessgeschwindigkeit zu reduzieren." Aufgrund des entstehenden Rauches und Gases werde die normale persönliche Schutzausrüstung und ein Atemschutz genutzt, wie auch bei Bränden mit Kunststoffbeteiligung. "Es ist keine besondere Schutzausrüstung notwendig. Die aktuellen Standards sind ausreichend", sagte der Fachmann weiter. Man benötige allerdings mehr Wasser, weil lange gekühlt werden müsse. Dies kommt daher, dass Elektrofahrzeuge anders brennen. Wenn bei einem Verbrenner der Tank aufreißt, erstickt man den Brand mit Löschschaum. Bei einem Elektroauto entsteht die thermische Energie aber nicht an der Oberfläche, sondern im Inneren des Akkus. Hier besteht die Gefahr eines sogenannten "Thermal Runaway" HIER, bei dem der Brand von einer Zelle auf die nächste überspringt. Dann führt, wie bei einem Feuer in einer Reihenhaussiedlung ohne Brandwände, ein Brand zum Brand der gesamten Reihe. Und da Lithium beim Brand den Sauerstoff schon "in sich" enthält, kann man dem Feuer auch keinen Sauerstoff entziehen. Der Akku kann also nicht "gelöscht" sondern nur mit großen Mengen Wasser gekühlt werden, bis die Exotherme Reaktion erlischt.


Hilfsmittel zur Brandbekämpfung


F-500 EA


Mit dem umweltfreundlichen Löschmittel F-500 EA hat man nun ein hoch wirksames Löschmittel bei Lithium-Bränden gefunden. Es hat die höchste Löschwirkung aller bekannter Löschmittel bei brennenden und reagierenden Lithium-Ionen-Batterien. Dieses kann auch das übergreifen des Feuers auf die benachbarten Zellen verhindern (Thermal Runaway). F-500 EA wird zu mindestens 1 Prozent dem Wasser beigemischt. F-500 EA hat die Fähigkeit, Brennstoffe und brennbare Gase einzukapseln und so deren brandfördernde Wirkung zu hemmen. Dies wirkt sich günstig auf die Bildung der Menge und die Reduzierung der Wirkung toxischer Abgase wie zum Beispiel Fluorwasserstoff aus, welcher beim Brand von Batterien entstehen können. HIER oder HIER 


Löschdecke


Statt Akkus mit viel Wasser zu kühlen und in einem Abrollcontainer zu versenken, hat das Bocholter Textilunternehmen Ibena eine Lösung gefunden, bei der überhaupt kein Wasser benötigt wird: Eine sogenannte Rescue Bag, eine Art Löschdecke aus High-Tech-Materialien, die für 48 Stunden um das beschädigte Fahrzeug gelegt wird. Das Gewebe dieser Decke ist in der Lage, das Feuer dadurch zu löschen indem es durch die entstehende Hitze Gase freisetzt. Zudem ist ein saugfähiges Filtermaterial verbaut, dass Schadstoffe wie giftige Dämpfe oder eventuell austretende Flusssäure filtert und aufsaugt. Eine Keramikschicht im Bodenteil der Löschdecke sorgt dafür, dass austretender Kraftstoff bei einem Hybridfahrzeug nicht in die Umwelt gelangen kann. Um ein Elektroauto in den Rascue Bag zu hüllen, benötigen zwei Personen nur ca. drei Minuten. Dabei wird zuerst das Auto auf den unteren Teil der Schutzumhüllung geschoben, danach werden die anderen Teile mit Reiß- und Klettverschlüssen befestigt. Sogar mögliche Explosionen machen dem Gasdurchlässigen Gewebe nichts aus. Die Gase gehen nämlich bei einer Explosion durch den Stoff durch und zerrreissen ihn nicht. Die Gasdurchlässigkeit verhindert ausserdem, dass sich unter der Decke Hitze staut und es so zu einer Entzündung des Autoakkus kommt. Die Löschdecke wird für E-Bikes, PKW und SUV angeboten, demnächst auch für Transporter. HIER oder HIER. Eine Vorführung  der Decke kann man HIER sehen

Drycloud


DRYcloud, ein weiteres neues Löschmittel, verspricht auch interessante Eigenschaften. Lithium- Batteriebrände sollen damit intensiver gekühlt und erstickt werden können. Nach den Angaben der Hersteller hat Drycloud die 20 Fache Kühlwirkung wie Wasser und unterdrückt Flammen, Hitze und Rauch. Der Hersteller schreibt: "Es gibt eine Lösung mit einem Material, welches im Vergleich zu Löschwasser mit der Effizienz von 1:500 bei Lithium-Akkubränden viel effizienter ist, viel stärker und schneller als Wasser kühlt, den Sauerstoffzutritt ausschließt, gefährliches Material inhibiert, jet-Flames unterdrückt und löscht. DRYcloud von Envites Energy: Entstehende Rauchgase werden in den Schaumblasen gefangen, der selbst bis 1200 ° C nachverschäumungsfähig ist und stabil über Stunden kühlt und agiert. Nickel- Partikel werden eingeschlossen. Schädliche Brandgase und gefährliches HF (Fluorwasserstoff) ebenso oder diese werden neutralisiert. Rückzündungen und heißer Dampf finden mit DRYcloud quasi nicht statt."
Das Löschmittel erzeugt laut Hersteller im Vergleich zu einem Liter Wasser bis zu 600 Liter einer stehenden Schaum-Matrix, die bis zu 1200 °C nachverschäumungsfähig ist. Dadurch wird der Brandort geflutet und auch umhüllt, was weiteren Sauerstoffzutritt unterbindet. Dadurch entstehen auch viel weniger belastete Löschabfälle. HIER


E-Löschlanzen oder "Fognails"


Eine weitere Lösung stellen Löschlanzen dar. Denn warum einen Akku nicht gleich innerlich löschen, wenn das Löschmittel nur schwer von außen in die Batterie eindringt, dachte man sich? Die Idee ist, die Lanze in die Hochvoltbatterie zu schlagen und so das Wasser direkt einzubringen. Der DGUV schreibt dazu: "Gegebenenfalls kann Löschwasser über eine dafür vom Fahrzeughersteller vorgesehene Öffnung in das Innere der Batterie eingebracht werden. Hinweise auf entsprechende Öffnungen können dem Rettungsdatenblatt entnommen werden. Ein gezieltes Einbringen von Wasser in die Batterie ist erst nach Abschluss der Menschenrettung zu empfehlen.". HIER

Ein Test der BRANDschutz ergab: Bei einer Vorbrennzeit von 15 Minuten ließ sich eine solche Batterie nach 10 Minuten vollständig löschen! Auch dass ein Akku eine Hochvoltbatterie ist, stellt kein Problem für die Lanze dar, denn ihr Griff ist bis 1000V isoliert. Das Löschen selbst soll gemäß DIN VDE 0132 ebenfalls kein Problem sein. In dieser kann man nachlesen, wie Elektrobrände auch mit Wasser gelöscht werden können. Im übrigen hat man bei den Tests auch ermittelt, welches das effektivste Löschmittel ist. Überraschenderweise ist es: Wasser! Die Löschlanze kostet im Set allerdings um die 3000 Euro. HIER


Update Oktober 2021


Die Firma Rosenbauer bietet ein neues Löschsystem für brennende Traktionsbatterien bei Elektrofahrzeugen an. Damit können Hochvoltbatterien auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie laut dem österreichischen Feuerwehrausstatter sicher und effizient gelöscht werden. Das System ermögliche eine direkte Kühlung der Batteriemodule beziehungswiese der Zellen innerhalb der Module und damit einen schnellen Stopp der Kettenreaktion durchgehender Zellen.

Kernelement ist eine fernbedienbare Löscheinheit, die unter das Fahrzeug geschoben wird und von dort aus einen Löschdorn in den Akku treibt. Durch diesen wird anschließend Wasser zur Kühlung in die Batterie gepumpt. Dabei soll die Wassermenge eines normalen Tanklöschfahrzeugs ausreichen. Steht das Fahrzeug nicht mehr auf allen vier Rädern, kann die Löscheinheit auch im Fahrzeuginneren, im Kofferraum oder am Unterboden angebracht werden. HIER

Nachdem das Feuer gelöscht wurde


Auf ein spezielles Problem verunfallter Elektroautos weisen viele Experten hin: Bis zu 72 Stunden nach einem Unfall kann sich der Akku durch innere Beschädigungen und chemische Reaktionen noch entzünden – einigen Berichten zufolge fanden Entzündungen sogar noch später statt. Deshalb müssen verunfallte E-Autos zwingend im Freien gelagert werden.
"Grundsätzlich ist auch das kontrollierte Brennen lassen des Lithium-Ionen-Akkus im abgelöschten Fahrzeug eine Option. Haben die Batteriezellen abreagiert bzw. sind sie verbrannt, reduziert sich auch das Risiko einer Wiederentzündung. Es sind auch Kombinationen aus diesem und dem vorgenannten Punkt denkbar.
schreibt der DGUV HIER.
Einige Elektroautos werden allerdings präventiv in einem wasserdichten Abrollbehälter versenkt. Dazu werden die Autos per Winde oder per Autokran in den Behälter verfrachtet und dieser anschliessend geflutet. Dies ist sehr Zeit- und Arbeitsintensiv und ein Container ist auch nicht immer verfügbar. Und da nicht bei jedem Brand die Akkus des Elektroautos brennen, empfiehlt der DGUV das nicht generell. "Das präventive Versenken von Hybrid- und Elektrofahrzeugen in einem wassergefüllten Container wird nicht empfohlen." HIER

Dass Elektroautos nicht immer brennen und die Container manchmal gar nicht mit Wasser geflutet werden müssen, zeigt dieses Beispiel HIERoder auch der weiter unten beschriebene ausgebrannte

Tesla in Tirol.
Sollte der Akku tatsächlich gebrannt haben ist es jedoch sinnvoll, einen Wassercontainer zu nutzen und das Wrack im freien zu lagern. Der DGUV schreibt dazu: "Es sollte nur so viel Wasser verwendet werden, wie erforderlich ist, um die Hochvoltbatterie komplett zu versenken. Eine fachgerechte Entsorgung des Löschwassers ist erforderlich.". Inzwischen gibt es auch schon Systeme mit eingebauter Wärmebildkamera, welche automatisch die Temperatur beobachten und bei Bedarf Alarm auslösen können.


Recover E-Bag von Weber


Die Firma Weber Rescue bietet ein Einweg-Quarantäne-System für Elektrofahrzeuge aller gängigen PKW-Typen aus PVC-Gewebe an. Das bereits gelöschte E-Auto wird dabei auf die Plane gehoben bzw. gerollt. Die Plane wird mit Spanngurten um das Fahrzeug gespannt. Anschließend kann die Befüllung mit Löschwasser erfolgen. Durch die Plane wird zum einem ein geringerer Wasserverbrauch ermöglicht und zum anderen sorgt das engliegende Recover-E-Bag für die Rückhaltung von kontaminiertem Löschwasser, sodass im Anschluss an den Löschvorgang eine fachgerechte Entsorgung möglich ist.

Ist das Elektroauto eine Todesfalle? Explodiert es?


Geraten Elektroautos sehr viel schneller in Brand, so dass es den Insassen unmöglich ist, sich rechzeitig in Sicherheit zu bringen oder rechzeitig durch die Feuerwehr gerettet zu werden? Dieses Vorurteil geistert ebenfalls seit Jahren durchs Internet, stichhaltige Belege dafür gibt es allerdings nicht. Nach bisherigen Erfahrungen haben die Insassen von Elektroautos und Verbrennungsmotorfahrzeugen gleich viel Zeit, das brennende Fahrzeug zu verlassen – die Brände breiten sich relativ langsam aus. In der Presse findet man viele Berichte von schweren Unfällen mit anschließenden Elektroautobränden, bei denen die Insassen glimpflich davongekommen sind. Auch in diesem Artikel sind einige Beispiele dazu zu finden. Vor einigen Jahren schrieb ein unbekannter Feuerwehrmann zu einer Facebook-Diskussion einen schönen Text dazu:


"14.05.2018 (20:24) Liebe Kommentatoren, wir haben bei der Feuerwehr eine einfache Regel falls Dein Fahrzeug nach einem Unfall brennt, bist du nicht eingeklemmt, überlebst du. Bist du eingeklemmt -> stirbst du. Ausnahme: Ersthelfer schaffen es dich rauszuziehen. Falls ein Fahrzeug brennt, steht es immer schon im Vollbrand bis wir da sind. Das gilt für E-Autos genauso wie für Verbrenner. E-Autos brennen nicht öfter als Verbrenner. Falls die Batterie Feuer fängt, brennt sie stark, abe sie explodiert nicht - und sie ist löschbar, wobei man größere Mengen an Wasser benötigt. Wir werden und schon an die E-Autos gewöhnen - haben unsere Vorfahren mit den Verbrennern bei all ihren Vor- und Nachteilen auch geschafft."


Dass die Feuerwehr meist nicht immer innerhalb von 5 Minuten am Unfallort eintrifft, sollte ja bekannt sein. Und wer eingeklemmt ist, der hat ein großes Problem.
Im Text wird auch auf den Mythos vom explodierenden Akku eingegangen. In einigen Zeitungsberichten kann man ja lesen, Unfallzeugen hätten einen "Knall" oder ähnliches gehört. Dazu sollte man wissen, dass in modernen Autos bis zu 10 Airbags verbaut sind, welche bei Bränden mit einem lauten Knall auslösen können und auch die Autoreifen eines Autos können bei einem Brand zerplatzen. Dass Akkus explodieren ist also ein Mythos. Dass diese länger brennen ist bekannt. Denn diese bestehen aus einzelnen Zellen, welche sich nacheinander entzünden können.
In einem Akku ist elektrische Energie gespeichert, im Vergleich zum Benzintank eines Verbrenners ist im Akku allerdings weniger Energie gespeichert. Wenn man das Energieäquivalent ausrechnet, so sind im Akku eines zu 100% geladenen Tesla Model 3 etwa die Energie von 8 Litern Benzin enthalten. Allerdings ist der Elektrolyt auch mit einzurechnen. Heutzutage verwendet man überwiegend flüssige polymeren Elektrolyte und diese bestehen aus Kohlenwasserstoffen und sind brennbar. Ein viel größeres Problem bei brennenden Autos im allgemeinen ist allerdings der Heizwert der Brandmasse, diese hat sich in den letzten 25 Jahren durch den vielen im Auto verbauten Kunststoff fast verdoppelt. Dadurch wird heute bei einem Brand die doppelte Energie frei im Vergleich zu einem älteren Fahrzeug, das ist gerade in Tiefgaragen sehr problematisch. Welche Brandmasse ist im Auto? Der Feuerwehrverband nennt als Beispiele Kunststoffe zur Wärme- und Geräuschdämmung – aber auch für die immer aufwändigere Innenausstattung in modernen Wägen. Auch Reifen würden immer dicker und enthielten mehr Gummi als früher. Gummi, so der Feuerwehrverband, ist leicht brenn- und schwer löschbar. "Reifenbreiten, die früher den Sportwagen vorbehalten waren, laufen heute regelmäßig auf Mittelklasse-KFZ", berichtet Karl-Heinz Knorr, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands HIER gegenüber BR24.


Zur Umweltbelastung eines brennenden Elektroautos. Ist ein Elektroauto nach einem Brand Sondermüll?


Man liest ja immer wieder im Netz, beim Brand eines Elektrofahrzeuges würden besonders viele Schadstoffe entstehen und das Wrack sei nach einem Brand nicht entsorgbarer "Sondermüll". Sondermüll, ja, das sind im Grunde alle Autowracks nach einem Vollbrand. Denn Autos sind voll mit Kunststoff und anderen brennbaren Materialien und müssen deswegen als Sondermüll deklariert und entsorgt werden. Selbstverständlich sollte man diese Schadstoffe nicht einatmen, die Feuerwehr nutzt deswegen bei Bränden immer Schutzkleidung und Atemmasken.


Wie kontaminiert ist das Löschwasser?


Nach einem verheerenden Brand in einer Produktionshalle für Akkumulatoren (Fa. Akku Power) in Schorndorf im April 2019 wurde das dort angefallene Löschwasser analysiert. Dabei wurde festgestellt, dass das Löschwasser kaum kontaminiert war. Die Werte waren so niedrig, dass es nicht als Sondermüll eingestuft werden musste und in einer Kläranlage entsorgt werden konnte. Die Untersuchung wurde von der Umweltschutzbehörde in Auftrag gegeben, weil davon auszugehen war, dass Kobalt- und Nickelverbindungen ins Löschwasser gelangt sein könnten. Diese werden als krebserregend eingestuft. Auch die Experten der BRANDschutz und des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sind sich einig, dass aufgrund des Verdünnungseffektes ein abfließen in die Kanalisation kein Problem darstellt.
Beim hier beschriebenen EMPA Tunnelbrand-Versuch stellte das Lösch- und Kühlwasser, das beim Bekämpfen des Brandes und bei der Lagerung der Batterie im Wasserbad genutzt wurde, ein Problem dar. Die chemische Belastung des Löschwassers überstieg die Schweizer Grenzwerte für Industrieabwässer um das 70-Fache – beim Kühlwasser war es das 100-Fache. Das Wasser durfte aus diesem Grund nicht unbehandelt in die Kanalisation gelangen. Wie aussagekräftig der Versuch ist, lässt sich nicht sagen, da kein richter Autoakku verwendet wurde, sondern nur einzelne Akku-Zellen (siehe Versuchsanordnung). Richtige Autoakkus dagegen sind in einem Metallbehälter sicher verkapselt.
Bedenken muss man, dass im Grunde kein Löschwasser in die Kanalisation gelangen darf. Auch bei Bränden von Verbrennern laufen oftmals hochgiftige und krebserregende Schmieröle und Treibstoffe (Benzin/Diesel) aus. HIER Diese werden normalerweise nicht aufgefangen oder abgepumpt. Beim E-Auto wäre es zumindest, dank Löschcontainer möglich den größten Teil des Wassers auffangen und aufbereiten zu können!
Aber schon die nächste Generation von Akkus ohne Kobalt und mit unbrennbarem Elektrolyt, (Feststoffakkus) verspricht in Sachen Brandschutz eine neue Ära brandsicherer Autos einzuleiten. Der chinesische Autobauer BYD beispielsweise baut schon seit 2008 Eisenphosphat-Akkus in ihre Autos. Diese sind besonders Zyklenfest und brandsicher. Die neueste BYD Entwicklung ist noch vielversprechender HIER
Im Gegensatz dazu kann ein Verbrennerauto niemals brandsicher werden.

Brände von Elektrobussen


Wie sieht es aber mit der Sicherheit von Elektrobussen aus? Im April 2022 machten in Paris gleich zweiElektro-BusseSchlagzeilen, dieaus noch ungeklärter Ursache während des Betriebes abbrannten, weswegen die Pariser Verkehrsgesellschaft RATP 149 Fahrzeuge dieses Typs vorübergehend aus dem Verkehr zog (von der insgesamt 4700 Fahrzeuge zählenden Pariser Busflotte werden bereits 500 Busse elektrisch betrieben). HIER

Sicher ist,Brände von Bussen kommen relativ häufig vor. Die Dekra Unfallforschung hat hunderte Busbrände aus den Jahren 2011-2020 aus Europa und Nordamerika analysiert und dabei anhand einer Reihe von Studien und Hochrechnungen aus verschiedenen Ländern festgestellt, dass sich jährlich bei 0,5 bis zwei Prozent der dort zugelassenen Busse Brände ereigneten – wobei es sich allerdings nicht in jedem Fall um einen Vollbrand handelte. Interessant ist, dass laut der Dekra Studie der Brandausbruch zu 75% im Motorraum stattfand und zu 85% fahrende Busse betroffen waren. Ebenfalls interessant: 67% der Busse waren laut der Untersuchung jünger als ein Jahr. Auch in Deutschland brennen jedes Jahr zahlreiche Busse. Statistische Abschätzungen gingen im Jahr 2011 von jährlich 350 – 400 brennenden (Diesel)Bussen aus, mit deutlich höherer Dunkelziffer, da es keine offiziellen Statistiken zu Busbränden gibt. [108, 109]

Brennender Diesel-Bus in Schaffhausen 2018

Eine Auswahl vonBusbränden von Verbrenner-Bussender letzten Jahre:


  • Brand in einem Bottroper Busdepot 2011 HIER (evtl. war es sogar Brandstiftung) HIER
  • Göttingen 2014 HIER
  • 2016 in einem Pforzheimer Busdepot HIER
  • Düsselorf 2018 HIER
  • Frechen 2019 HIER
  • Chur 2019 HIER
  • Hilden 2020 HIER
  • Gelsenkirchen 2021 HIER
  • Neuss 2021 HIER
  • Brand eines Erdgasbusses 2022 in Perugia, Italien HIER - Es war kein Elektrobus, wie die AFD fälschlicherweise behauptete HIER


Aber brennen Elektrobusse nun häufiger als Verbrenner-Busse? Dafür gibt es bisher keine Hinweise. Laut dem Sicherheitsexperten vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Wolfgang Reitmeier ist dasBrandrisiko sogar deutlich geringer als bei Diesel-Bussen. HIER Der VDV Geschäftsführer Technik Martin Schmitz sagt dazu: „E-Busse sind nicht brandgefährlich.“, „Wir haben keine Häufung von Schäden durch die Elektromobilität“ und „ein gewisses Brandrisiko gebe es antriebsunabhängig, und dieses betreffe schließlich auch Diesel-Busse“. HIER


Warum gab es in den Medien überhaupt eine Diskussion über brennende Elektrobusse? 2021 brannte es in 3 Busdepots in Deutschland, genauer gesagt in Stuttgart, Hannover und Düsseldorf. Dabei kamen auch Elektro-Busse zu schaden. DieLöscharbeiten gestalteten sich durch die vorhandenen Elektro-Busse laut Feuerwehr aber nicht schwierigeroder langwieriger. Dass die Brände von Elektro-Bussen ausgingen ist allerdingsnur in Stuttgartermittelt worden HIER. HIER Beim Depotbrand in Hannover geht man von einem technischen Defekt aus. Die Untersuchungen zu dem Feuer auf dem Betriebshof und an den dabei ausgebrannten Fahrzeugen (fünf E-Busse, zwei Hybrid-Busse und ein Dieselbus) ergabenkeine Hinweise darauf, dass von den Elektro-Bussen aufgrund ihrer Antriebsart eine besondere oder erhöhte Gefahr im Betrieb ausgeht. Alle E-Busse dürfen weiter am Straßenverkehr teilnehmen. HIER


Auch bei der Düsseldorfer Rheinbahn wurden im April 2021 durch einen Brand 38 Busse zerstört, darunter 8 Elektrobusse. Ursache war auch hier ein technischer Defekt. Dass dieser von einem Elektrobus oder der Ladeeinrichtung ausging konnte ausgeschlossen werden. Wie die „Rheinpost“ unter Berufung auf ein Brandgutachten schreibt, soll ein Brandmelder bereits angeschlagen haben, während die E-Busse noch ihre Akkus luden. Da der Ladevorgang von der Technik erst später wegen Überhitzung gestoppt wurde,müsse der Brand in einem anderen Teil des Depots ausgebrochen sein – dort standen auch Diesel-Busse. HIER


Zum Thema Brände in Busdepots sagt Herr Schmitz vom VDV: „Wir haben in den vergangenen Jahren dieBusdepots immer weiter verdichtet. Es gab einen starken Nachfragezuwachs, mehr Busse, aber nicht unbedingt mehr Depots. Wenn Fahrzeuge mit einem Abstand von weniger als einem Meter zueinanderstehen, dann ist die Gefahr groß, dass andere Fahrzeuge mit anfangen zu brennen“. Seiner Meinung nach brauche man wieder mehr Platz. Um erneute Großbrände zu verhindern, könnten mehr dezentrale Depots helfen, und auch über Brandschutzmauern und kleinere Brandabschnitte müsse man in Zukunft nachdenken. HIER


Was Elektro-Busse angeht, muss auch sehen, dass die Technik schnell voranschreitet, so dass esheute schon brandsicherere Akkusgibt, zum BeispielLithiumEisenphosphat (LFP) Batterien. Vor einigen Jahren war diese Technologie wegen ihrer geringeren Energiedichte nur in stationären Speichern zu finden. Inzwischen setzen aber BYD, Tesla, MG und einige andere Hersteller LFP-Akkus der neuesten Generation auch in ihren PKW und Elektrobussen ein. Undauch die brandsicheren Natrium-Akkus sind inzwischen marktreifund werden sicher auch demnächst, nebenunbrennbaren Feststoffakkus HIER in unseren Fahrzeugen zu finden sein.

Tunnel- und Tiefgaragenbrände


Die Berufsfeuerwehr München kommt zu dem Urteil, dass keine erhöhte Brandgefahr von in Tiefgaragen abgestellten E-Fahrzeugen ausgeht. HIER Beim EMPA Tunnelbrandversuch konnte man feststellen, dass Tunnel- oder Tiefgaragenwände sowie -leitungen nicht zusätzlich gefährdet wurden. „Eine Tunnellüftung, die auf aktuellem Stand der Technik ist, kommt nicht nur mit brennenden Benzinautos, sondern auch mit Elektroautos zurecht“, urteilt die EMPA. Bei Tiefgaragenbränden gibt es die Möglichkeit, brennende Fahrzeuge durch spezielle Raupenfahrzeuge zu bergen. HIER eine neue dänische Entwicklung. Ein ferngesteuertes ROV, welches in der Lage ist, brennende Autos aus Tiefgaragen zu bergen. HIER ein ähnliches Raupenfahrzeug.

Kulmbach


https://www.br.de/nachrichten/bayern/parkverbot-fuer-e-autos-in-tiefgarage-in-kulmbach-aufgehoben,SWPdj1O

Aus unseren Statistiken gibt es keinerlei Hinweise, dass Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor“ (Quelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV).

https://www.feuerwehrverband.de/keine-erhoehte-brandgefahr-durch-in-tiefgaragen-abgestellte-elektrofahrzeuge/
https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/technik/elektroautos-brennen-seltener-als-verbrenner-und-hybride-13375860

https://www.golem.de/news/brandgefahr-parkverbot-fuer-elektroautos-in-tiefgarage-unzulaessig-2202-163368.html
https://www.spiegel.de/auto/hyundai-und-kia-raten-us-autobesitzern-von-parken-in-der-garage-ab-a-d6449d6b-d3b1-4015-a5f5-e903ffddbd0d
https://efahrer.chip.de/news/wegen-brandgefahr-benziner-aus-der-tiefgarage-verbannt_107120
https://www.vdi-nachrichten.com/technik/automobil/elektrofahrzeuge-sind-kein-heisses-eisen

Anforderungen der Sachversicherer


Bisher halten sich die Anforderungen der Sachversicherer noch im Rahmen. Die Versicherungsgesellschaften decken das Risiko der Akku-Brände in der Gebäudeversicherung bzw. Feuerversicherung mit ab. Eigene Deckungen oder Zusatzbausteine sind nicht erforderlich. Ladeeinrichtungen, ihre Umgebung und der bauliche Zustand müssen allerdings in Ordnung sein.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hat seine Anforderungen zu „Ladestationen für Elektrostraßenfahrzeuge“ im Merkblatt 3471 zusammengestellt. Es befasst sich sowohl mit Ladesäulen wie mit Wallboxen bzw. dem Laden über Haushaltsstrom, für E-Autos, Elektroroller und E-Bikes.
Überraschendes enthält das Merkblatt nicht. Selbst für Ladestationen in Mittel- und Großgaragen werden die Ladebetriebsart 4 (mit fest installierten Säulen) sowie ein angemessener zusätzlicher Überspannungsschutz nur empfohlen. Solange es bei Installation und Betrieb der Ladesäulen sachgerecht zugeht, wird die Versicherung Brandschäden wohl übernehmen müssen. Wichtig: Neu eingerichtete Ladestationen sollte man dem Versicherer als Gefahrerhöhung melden. Sonst verweigert der womöglich später die Regulierung von Schäden.

Zur Entsorgung: Tirol


Letztes Jahr in Tirol fuhr ein Tesla Model S Fahrer sein Auto wegen Unachtsamkeit gegen einen Baum. Anscheinen hatte er auf gerader Strecke den Tesla auf "Autopilot" gestellt und fand sich, nachdem er aus dem Handschuhfach ein Hustenbombon geholt hatte, plötzlich auf der Gegenfahrbahn, weswegen er im Schreck das Lenkrad verriss. Das Auto brach nach rechts aus und krachte mit Tempo 60 gegen einen Baum. Der Tesla brannte aufgrund der Schwere des Unfalls aus, der Fahrer konnte aber gerettet werden und kann sicher froh sein noch zu leben, was er höchstwahrscheinlich auch der Tatsache verdankt, dass ein Model S mit 5 Sternen in NCAP Crashtests mit zu den sichersten Autos gehört.
Das Problem war allerdings, dass das Wrack längere Zeit nicht entsorgt werden konnte, weil die zuständige Transportfirma keine Zulassung dafür hatte. Dieses rechtliche Transportproblem des Entsorgungsunternehmens führte dazu, dass das ausgebrannte Auto einige Wochen lang auf dem Gelände eines Abschleppdienstes in Walchsee (Bezirk Kufstein) zwischengelagert werden musste. Zu guter Letzt fand sich jedoch ein Entsorgungsunternehmen (Seda Umwelttechnik in Kössen), welches über die nötigen Lizenzen zur weiteren Bearbeitung des Tesla-Batteriemoduls verfügte. Diese baute schlussendlich die Karosserie auseinander und führte den Akku, welcher zwar durch die Hitzeeinwirkung beschädigt, überraschenderweise aber gar nicht in Brand geraten war, dem Recycling zu. Das Recycling von Elektroautos ist übrigens heute schon zu 96% möglich. HIER ein ausführlicher Artikel zum Thema Recycling: 

Warum hat dieser Fall nun so eine große Welle der Entrüstung in den Medien ausgelöst? Die Lösung zu dieser Frage kann man in der Berichterstattung zu diesem Fall finden, die man mit dem Wort "Medienhysterie" gut umschreiben kann: "Recycling kaum möglich - Ausgebrannter Tesla wird zu schwer vermittelbarem Sondermüll" schrieb Trendsderzukunft.de, "Ausgebrannter Tesla in Österreich wird zum hochgefährlichen Sondermüll" titelte das Handelsblatt. Und nicht nur die Printmedien, auch das ORF, zog daraufhin über Tesla und Elektroautos her. Angeblich sollen die Versorger "weitere Explosionen" fürchten, das Wrack sei "wegen gechmolzener Batterie", "nicht entsorgbarer Sondermüll" oder auch von "geheimen Giftcocktails" war die Rede oder davon, dass man gar nicht wisse, was für Stoffe in den Akkus enthalten seien. Das ist natürlich kompletter Unsinn. Diese Berichterstattung zeigt ein Problem auf, welches unsere gesamte Medien- und Presselandschaft betrifft und eigentlich ein Armutszeugnis darstellt: Unseriöse und schlampige Recherche und sensationsgeile Clickbaitpresse auf Kosten von Neutralität und Objektivität. Die Brandursache des Teslas bleibt allerdings ungeklärt. Da das E-Auto mit einem Baum kollidiert ist, gibt es eine Reihe möglicher Faktoren, die zu dem Feuer geführt haben könnten (siehe "Warum brennen Autos?" weiter oben). Was das Entsorgungsproblem angeht: Herkömmliche Abschleppbetriebe mögen bei dieser neuen Technik manchmal an ihre Grenzen gelangen, es ist aber auch für diese Betriebe in Zukunft möglich, sich entsprechend fortbilden und zertifizieren zu lassen oder ihr Kooperationsnetzwerk um entsprechend fähige Fachfirmen zu erweitern.
Video zu dem Thema HIER 

Fazit:


Auch Elektroautos können durch den Einsatz von Wasser und neuen technischen Hilfsmitteln gelöscht werden und brennen im Vergleich zu Autos mit Verbrennungsmotor seltener. Die Autowracks sind kein "Sondermüll" und können entsorgt werden, eine Gefahr für Retter ist durch zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen sehr unwahrscheinlich. Einige Feuerwehren müssten sich allerdings noch mit der neuen Technologie auseinandersetzen und fortbilden, aber das war ja damals auch nicht anders, als die ersten Verbrenner-Autos auf unseren Straßen erschienen. Und die zukünftigen Akkugenerationen werden feuersicherer werden. Die Technik steht erst ganz am Anfang, das vergessen leider viele Leute.


Neue Entwicklungen:


Inzwischen sind immer mehr brandsichere Akkus auf den Markt oder werden für die Massenproduktion getestet. Darunter sind einige revolutionäre Prototypen, die ohne Kobalt auskommen, über 1 Million Kilometer halten und besonders schnell geladen werden können.


Das KIT hat einen nicht brennbaren Elektrolyt entwickelt, der Nickel-reichen Batterien mehr Energiedichte und Lebensdauer bringen soll. HIER

Nano Membran macht Batterien sicherer. HIER

Akku Trennschicht setzt Flammschutzmittel frei, wenn sich der Akku überhitzt. HIER

BYDs neuer Blade Akku HIER und HIER beim Brandversuch

Teslas neue LFP Akkus HIER

und VWs Brandsicherer LPF Akku. HIER

Ab Herbst 2022 wird auch CATLs unbrennbarer Natrium Akku (Lithium, Kobalt und Nickelfrei) bereits in Elektromotorrädern verbaut werden HIER


HIER ein Video von Brandversuchen verschiedener Lithium-Akku Typen



https://www.elektroauto-news.net/2021/gac-verkuendet-durchbruch-bei-graphen-akku?

https://www.auto-motor-und-sport.de/tech-zukunft/alternative-antriebe/batteriezellen-forschung-vorsprung-china-byd-gac-superbatterie-reichweite/

https://www.auto-motor-und-sport.de/tech-zukunft/alternative-antriebe/guoxuan-hi-tech-lifepo-akku-china-gotion-vw/

https://teslamag.de/news/akku-billiger-sicherer-kein-kobalt-tesla-china-27046


Weiterführende Links:


https://www.vdi-nachrichten.com/technik/automobil/elektrofahrzeuge-sind-kein-heisses-eisen/

https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/brandgefahr-brennen-e-autos-wirklich-oefter-als-diesel-und-benziner/24457024-all.html
https://correctiv.org/faktencheck/wirtschaft-und-umwelt/2019/08/02/doch-brennende-elektroautos-koennen-geloescht-werden
https://edison.media/e-hub/frag-den-feuerwehrmann-wie-gefaehrlich-sind-elektroautos-beim-unfall/20810426.html
https://www.br.de/nachrichten/wissen/wie-gefaehrlich-sind-braende-bei-e-autos-wirklich,RoPFuv7
https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/3907
https://publikationen.dguv.de/regelwerk/publikationen-nach-fachbereich/feuerwehren-hilfeleistungen-brandschutz/feuerwehren-und-hilfeleistungsorganisationen/3907/fbfhb-024-hinweise-fuer-die-brandbekaempfung-von-lithium-ionen-akkus-bei-fahrzeugbraenden?c=155
https://www.dguv.de/medien/fb-holzundmetall/sachgebiete/fahrzeug/elektromobilitaet/faq_elekro.pdf
https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/StV/Strassenverkehr/un-ece-regelungen.html
https://www.reguvis.de/kfz-sv/aktuelles/fachbeitraege/detail-fachbeitraege/artikel/was-tun-wenns-brennt-lithium-batterien-aus-sicht-der-feuerwehr-21917.html